Tag 4 – Zuckerschock
Warum muss in Korea eigentlich alles so süß sein?
Als wären in den Getränken nicht so schon eine Menge Zucker, so schmeckt es, als wäre zusätzlich noch eine große Menge Süßstoff drin. Egal ob Cola, Tee oder Eiscafe.
Vom Eis kriegt man einen Zuckerschock, selbst der Toast ist viel süßer.
Eine kulturelle und geschmackliche Sache. Aber nicht nur das Essen ist so. Hier muss man süß sein, nicht sexy. Wer begehrenswert sein will, muss süß sein, nicht sexy.
Vor allem die K-Pop Stars, auch die männlichen, verkörpern das besonders. Große Augen (entweder durch Photoshop oder die durchaus beliebten Schönheits-OPs), rosige Wagen, und ein weibliches Erscheinungsbild sind hier attraktiv.
Der vierte Tag beginnt. Heute nochmal auf nach Gangnam, diesmal bei Tag. Wir landen nachdem wir die U-Bahn verlassen in einer Mall, die mitten unter einem riesen Hochhauskomplex liegt. Inmitten der vielen Wolkenkratzer fühlt man sich ziemlich klein.
Interessanterweise ist der Pokemon-Hype hier immer noch nicht abgeklungen. Fast jeder Laden verkauft noch Pokemon Merchandise, Nils hat jetzt auch einen Pokemon Block.
Außerdem suchten wir vergebens nach einem größeren Elektronikmarkt; es gab nichts was man mit Saturn und Media Markt vergleichen kann. Eventuell werden wir in einem anderen Stadtteil fündig, in den Malls und den großen Einkaufsstraßen gibt es allerdings nur Handyläden (und davon eine Menge).
Gangnam bereitet sich auf die Fußball-WM vor. Vor dem Einkaufszentrum gibt es eine Menge Aufbauten die stark nach Public Viewing aussehen. Gibt es hier dann anscheinend auch.
An der Außenfassade der Mall hängt übrigens die größte LED-Wand die ich jemals gesehen habe. Würde sich auch super zum Public Viewing eignen, aber Werbung ist wohl wichtiger. Der Bildschirm für die Fußballübertragung wirkt dagegen was wie ein Miniaturfernseher.
Den Abend haben wir in Banpo bestritten um uns dort die Lichtshow an der Banpo-Brücke am Han Fluss anzusehen. Leider war diese ausgerechnet heute kaputt, daher gab es Ramen und Eistee.
Nichtsdestotrotz war eine beträchtliche Menschenmenge unterwegs, und immer wieder fällt auf: Koreaner können nicht ausweichen, selbst wenn Platz ist.
Ebenso wenig klappt das hier mit dem Autofahren. Das Vorurteil, dass Asiaten schlecht Autofahren ist wahr. Hier geht es Kreuz und quer, zwar nicht ganz wie in Indien, aber es wird eine Menge gehupt und die Fahrer machen die verrücktesten Manöver auf den Straßen. Rechts vor links gibt es nicht, Geschwindigkeitsbegrenzungen anscheinend auch nicht (vor allem nicht für Busfahrer). Fußgänger haben ganz klar keine Rechte, auch nicht an Zebrastreifen, die werden hier gepflegt von allen Autos ignoriert.
Auf dem Weg Richtung Heimat (Nils muss morgen sehr früh aufstehen!), wurden wir noch von koreanischen Englisch-Studenten über Aberglaube und Teenie-Schwangerschaften interviewt. Ich bin mir nicht sicher, ob Sie überhaupt verstanden haben wovon wir geredet haben; die drei Englisch-Studenten (ich schätze zweites Semester) sprachen auf dem Niveau von Sechstklässlern.
Nun sitze ich mit dem Host des Hostels und ein paar anderen Koreanern in der Lobby und schaue nebenbei die Fußball-WM, während ich diesen Artikel fertig schreibe.
Auch wenn ich nicht viel verstehe; wir kommen klar und reden ab und zu über deutsche Fußballspieler. Weil ich eine Menge Ahnung von Fußball habe, kann ich natürlich kompetent mitreden.
Sie finden Marco Reus „handsome“, Podolski, Kahn und Ballack sind ihre Lieblingsspieler. Außerdem essen sie (um halb 2 nachts) gerade zu Abend, und bieten mir laufend neue Sachen zu essen an. Das ist wohl ganz normal hier. Jeder Teil sein Essen mit jedem. Zum Beispiel koreanische Pfannkuchen. Irgendwas mit Kimchi. Auch wenn ich nicht viel verstanden habe was drin ist, es schmeckt trotzdem. Vielleicht besser so.
Bis morgen!