Tag 1 – Promialarm in Seoul
Sorry für den Clickbait, aber was heute passiert ist glaubt uns vermutlich keiner. Mehr dazu später.
Koreaner sind definitiv keine Frühaufsteher. Morgens ist absolut nichts, aber auch wirklich nichts in der Großstadt los.
Nachdem mich die Sonne schon gegen 6 Uhr in der Früh geweckt hat, war ich hellwach und bin auf Erkundungstour durch Seocho gegangen.
Auf Reisen bin ich oftmals gar nicht so traurig über den Jetlag, da ich so die Möglichkeit habe, ohne große Schmerzen sehr früh aufzustehen und die Morgenatmosphäre der Stadt zu erleben. Also ließ ich es mir nicht nehmen nach einer kurzen Dusche (ohne Handtuch) durch die Straßen zu schlendern und, mit Kamera bewaffnet, ein paar Fotos zu schießen.
Es war unauffällig ruhig. Für eine Stadt mit knapp 10 Millionen Einwohnern ist hier morgens echt tote Hose. Und das mitten unter der Woche. Während in Deutschland um 7 Uhr die Hauptverkehrszeit beginnt, schlafen die Koreaner anscheinend noch.
Vergebens habe ich mich also auf die Suche nach Kaffee gemacht. Kein Kaffee, kein Restaurant war geöffnet. 100 Fotos und circa eine Stunde später fand ich dann endlich ein Starbucks das gewillt war Kaffee zu servieren.
Denkste.
Die EC-Karte funktioniert hier nicht, das weiß jedes Kind. Aber auch mit der Kreditkarte ist das hier nicht so einfach. Haltern einer Mastercard rate ich daher dringend vor einer Asienreise zu VISA zu wechseln. Niemand nimmt hier die Mastercard. Und da ich noch kein Geld gewechselt habe und Nils noch schlief hieß es: Kein Won, kein Kaffee.
Nach einer weiteren Odyssee und der Suche nach einem Wort was „Bank“ oder „Money Exchange“ anmaßen ließ, fand ich dann eine geöffnete Hana Bank. Mittels Händen, Füßen und eines Ausdruckstanzes war es letztendlich möglich, 50 Euro zu 62000 Won zu machen (NB: Der Wechselkurs ist in Korea deutlich besser als in Deutschland).
Endlich. Nach fast 2 Stunden der erste, hart verdiente Kaffee.
Gegen 12 traf ich mich dann mit Nils und Hanuel (in der Zwischenzeit habe ich mein Zimmer gewechselt. Aus welchem Grund auch immer wurde ich „geupgradet“) um uns auf den Weg zum Gyeongbokgung Palast zu machen, der leider an diesem Tag geschlossen war. Ärgerlich.
Also pilgerten wir Richtung Stadt.
Aus dem Nichts dann plötzlich: „Ey, da ist Modestep“. Nils Lieblingsband. Völlig lässig und ohne Entourage liefen Josh, der Produzent / Sänger und Pat, DJ / Drummer, ebenso planlos und tourimäßig wie wir durch Seoul.
(Modestep ist eine Londoner Elektroband, die in Deutschland etwa durch „Sunlight“ oder „Machines“ bekannt sind)
Nils hat es sich natürlich nicht nehmen lassen kurz hallo zu sagen. Die beiden hatten anscheinend auch nichts dagegen. Irgendwie hat sich daraus ein längeres Gespräch entwickelt und plötzlich spazierten wir mit Modestep durch Seoul. Wie groß ist denn bitte die Wahrscheinlichkeit, die Lieblingsband in Korea zu treffen?!
Die beiden wollten zufällig auch zu dem Palast und sind dann mit uns zur nächsten Sehenswürdigkeit gekommen. Absolut unverfänglich und sehr herzlich. Wäre das Ganze nicht schon absurd genug, lud uns Sänger Josh noch auf einen Kaffee bei Starbucks ein. Wir hatten wirklich interessante Gespräche über Musik und haben sogar ein unfertiges Lied zu hören bekommen. Und außerdem eine Geschichte über Jared Leto. Auf einem Festival, bei dem 30 Seconds to Mars als Headliner auftraten, hat Jared Leto jedem einzelnen Musiker ein Geschenk gemacht. Ein aufwendig und teuer anmutendes Päckchen. Darin befand sich dann eine einzelne Makrone. Anscheinend fassten das diverse Musiker als selbstgefällig und arrogant auf.
Nach ein paar Runden durch einen Park, dessen Namen ich in der Aufregung schon wieder vergessen habe, verabschiedeten wir uns.
Modestep haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie sind unglaublich bodenständig und zuvorkommend, etwas was man von einem internationalen Musiker nicht unbedingt erwartet. Ich durfte sogar noch ein paar Portraits von Josh und Pat schießen.
Das folgende Bisschen Sightseeing ist irgendwie nur noch nebenbei passiert, weil wir erstmal realisierten mussten was gerade passiert ist. Gegen Abend fanden wir uns dann im einem kleinen Dörfchen namens Bukchong wieder. Auch wenn es dort sehr schön war, wollte man gar nicht lange dortbleiben. Durch den ganzen Instagram- und Social Media-Tourismus ist das ruhige Örtchen völlig überlaufen; die Einwohner sind zur Attraktion geworden und die Straßen viel zu voll.
Daher machten wir uns schnell wieder aus dem Staub zu unserem vorletzten Stop des Abends: Eine Karaoke Bar, etwas, worauf ich mich sehr gefreut habe.
Man zahlt pro Lied circa 80ct (1000 Won) (oder rund 8 Euro die Stunde) und kann dann in eine Kabine mit Soundanlage, Beleuchtung und Schallisolierung. Während Nils und ich David Bowie, Shaggy und die Backstreet Boys zum Besten gegeben haben, sang Haneul (im Duet mit Nils) ein paar koreanische Lieder. Überwiegend K-Pop. Sehr aufgedrehte, meist von jungen Frauen mit Choreographien unterstütze Musik. Sollte man sich mal anhören. Allgemein kennen die Koreaner nicht sehr viel westliche Musik und K-Pop ist hier momentan SEHR groß.
Aber der Tag war noch nicht vorbei. Gegen Abend ging es noch in ein PC Bang, ein, wenn man so will, Gaming-Internet Café.
Nun ist die Situation in Korea so: Gaming und PC-Spiele gehören zur Kultur dazu und sind ein anerkannter Sport, wie es Fußball in Deutschland ist. Anstelle von Bayern München und Thomas Müller sind SK Telecom 1 und Faker die großen Stars die bejubelt werden. Daher ist es auch völlig normal, nach der Schule, Uni oder Arbeit in ein PC Bang (Deutsch für PC Raum) zu gehen.
Diese sind mit modernster Technik und den neusten Computer und Spielen ausgestattet. Eine Spielstunde kostet in etwa 80ct (vieles kostet hier 1000 Won = 80ct). Da es hier an wirklich jeder Ecke solch ein PC Bang gibt, ist die Nachfrage merklich sehr groß und die Räume entsprechend voll. Es sind alle Altersklassen vertreten und auch Frauen sind keine Seltenheit. Das mag in Deutschland schwer vorzustellen sein, Computerspiele sind bei uns schon sehr verschrien, ist hier aber völlig normal (und wird auch nicht schief angesehen).
Gegen 12 Uhr bin ich dann in meinem Hotelzimmer angekommen. Jetzt ist es 4 Uhr nachts, ein paar Fotos von Modestep habe ich bereits bearbeitet und beende hiermit den Blog über einen ereignisreichen Tag. Bis morgen (Mittag).
PS: Alle Bilder des Tages gibt es hier zu sehen. Galerie Korea Tag 1
PPS: Wer zufällig Modestep (@joshmodestep und @patmodestep) bei Instagram folgt, hat uns sogar in ihren Instagram Stories gesehen. Wir sind jetzt offiziell „cool people“.