Tag 6 – Das Spiel
Wände aus Papier, das kenne ich aus einem Gedicht aus dem Deutschunterricht. Es ging um eine Großstadt, in der man die Gedanken des Nachbars hören könne. Zwar hatte ich zuhause nie das Gefühl, dass dort etwas dran sei, aber hier wird es mit umso klar woher das kommt. Die Wände hier sind nämlich wirklich aus Papier.
Entweder hören meine Mitbewohner zu jeder Tageszeit Musik, schauen TV oder husten laut auf dem Flur. Es ist echt unglaublich was hier nachts, selbst um 4 Uhr, noch los ist.
Das ist wohl so ein Asien Ding. Apropos husten: Die Hand vor den Mund nimmt hier keiner.
Der heutige Tag verlief wie erwartet ruhig, ein bisschen Kaffee hier, ein bisschen PC Bang dort, und schon war es dunkel. Auf dem Weg nach Hause sind wir noch kurz in einen $1 Shop gegangen um uns ein paar „Fußi-Fanartikel“ zu holen (die wir natürlich nicht gefunden haben). Dafür aber eine Menge anderes Zeug:
Eine Ocarina, eine Blockflöte (mit Transportbox!), einen Blasebalg und eine akkubetriebene LED-Leuchte für sage und schreibe 8€. Nicht mal Made in China, sondern gute, koreanische Qualitätsware. Einfach klasse.
Übrigens, immer wieder laufen mir die Minions über den Weg. Dabei habe ich bereits eine lange Leidensgeschichte mit den kleinen, gelben Tic-Tacs. Einerseits gehen sie mir einfach unglaublich auf den Sack und ich hege eine persönliche Fehde gegen sie, zum anderen sind die Dinger einfach überall. Überall. Egal wo man hingeht, das Franchise hat sich jede noch so kleine Ecke gefressen. Die Dystopie der Minion Herrschaft scheint hier nicht weit. Renn wer kann.
Ein paar andere Beobachtungen: Die Tage sind hier deutlich kürzer (klar, wir sind ja auch näher am Äquator) und irgendwie machen hier alle echt spät das Licht an. Anscheinend arbeitet oder wohnt man hier gerne im dunklen Kämmerlein.
Und dann wäre da noch die Sache mit dem Müll. In Deutschland versuchen Regierung, Firmen und Einwohner mittlerweile ihr Bestes, Plastik und Plastikmüll weitestgehend zu vermeiden. Das juckt hier allerdings keinen. Alles ist hier doppelt und dreifach eingepackt, auch Sachen die schon in sich verpackt sind. Bananen zum Beispiel. Plastikbecher, Einwegtüten und Umverpackung werden hier großzügig verwendet und verteilt. Dabei sind die Gewässer hier doch so sauber. Und über Recycling brauche ich glaube ich gar nicht reden.
Den Abend verbrachten wir im Gemeinschaftsraum von Nils Wohnung, in dem glücklicherweise ein großer Fernseher hing.
Auch wenn das Fußballspiel eher ernüchternd war, waren wir das am Ende nichtmehr so ganz. Wir sind dann mit einer Multi-Kulti Truppe (ein Amerikaner, ein Koreaner, eine Französin) in der letzten, offenen Karaoke Bar gelandet und kamen raus, als es schon wieder hell wurde.
Nun stehen die letzten beiden Tag an, danach geht auch schon wieder mein Flieger nach Hause. Die Zeit ist vergangen wie im Flug.